HOLLYWOOD


1927 - 1945

SPRECHENDE BILDER UND DIE KLASSISCHE HOLLYWOOD-ÄRA

 

Die Ära des Tonfilms wurde 1927 in den USA mit "Der Jazzsänger" eingeleitet. Seitdem wurde die amerikanische Filmproduktion sehr rasch und konsequent auf Ton umgestellt, und auch die weltweite Filmindustrie zog binnen weniger Jahre mit. Dies hatte zunächst zur Folge, dass die frühen Tonfilme gegenüber den bis dato stilistisch weit entwickelten Stummfilmen an Qualität einbüßten. Während amerikanische Filmexporte früher einfach mit Untertiteln versehen wurden, drehte man viele Filme gleich in mehrfacher Ausführung – in anderen Sprachen und zwangsläufig auch mit komplett anderer Besetzung. Die Synchronisation war bei den ersten Tonfilmen aus technischen Gründen noch nicht möglich. Den weltweiten Markt für Tonaufnahme und -abspielgeräte teilten sich 1930 die beiden größten derartigen Unternehmen, Western Electric und Küchenmeister-Tobis-Klangfilm-Gruppe, im Pariser Tonfilmfrieden auf.

Der Tonfilm unterstützte in den 1930er Jahren die Ausprägung einiger neuer Genres: Musicals wie "Die 42. Straße" (1933), Gangsterfilme wie "Scarface" (1932), Horrorfilme wie "Frankenstein" (1931) und Screwball-Komödien wie "Leoparden küßt man nicht" (1938) hielten Einzug in die Kinos.

Ab 1933, verstärkt jedoch ab Beginn des Zweiten Weltkriegs und der Ausbreitung des Deutschen Reichs auf immer weitere Teile Europas, setzte eine Emigrationswelle von zumeist jüdischen Filmschaffenden aus Europa ein. Waren deren Auswanderungsziele zu Beginn noch häufig europäische Städte mit Filmindustrie wie Wien, Paris oder London, kristallisierte sich bald die aufstrebende Filmindustrie Hollywoods als begehrtestes und vielversprechendstes Ziel der Emigranten heraus – verstärkt durch gezieltes Anwerben europäischer Filmgrößen durch Hollywood-Studiobosse. Insgesamt verlor Europa während des Nationalsozialismus rund 2.000 deutschsprachige, jüdische Filmschaffende an das Ausland, darunter fast die gesamte Elite des deutschsprachigen Filmschaffens. Rund 800 davon gelangten nach Hollywood. Vielen gelang dort eine ruhmvolle Karriere, viele scheiterten jedoch auch an den neuen Verhältnissen.

 

Orson Welles, 1937
Orson Welles, 1937

Um 1939 herum erreichte das klassische Hollywoodkino seinen Zenit. Typisch für die Klassiker jener Zeit war, dass sie zumeist ein fantasievolles Bild von Glück und Hoffnung zeichneten – ein Merkmal dessen ist auch das obligatorische "Happy End“. Als Ablenkung von dem grauen Alltag (die amerikanische Wirtschaft erreichte in den 1930ern einen Tiefpunkt) waren die Hollywood-Filme vielen Menschen willkommen. Daher brachte die so genannte "goldene Ära“ des Kinos eine Vielzahl von Blockbustern hervor, z. B. "Vom Winde verweht" (1939). Mit Beginn der 1940er Jahre lässt sich in den USA jedoch auch eine Tendenz zum Realismus ausmachen, bestes Beispiel dafür ist Orson Welles' "Citizen Kane".

 

In dieser Zeit stärkte das amerikanische Studiosystem seine Macht in der Filmindustrie. Die arbeitsteilige, profitorientierte Produktion, bei der alle Beteiligten unter der Schirmherrschaft des Produzenten standen, engte ambitionierte Regisseure und andere Filmschaffende massiv ein. Stars wurden zum Hauptprodukt und Aushängeschild der Studios – dementsprechend trat die Handlung eines Films oft weit in den Hintergrund. Ein Merkmal jener Zeit sind auch die so genannten double features, bei denen nach einem Hauptfilm noch ein B-Film gezeigt wurde – in diesen billig produzierten B-Filmen bestand lange Zeit die einzige Existenzmöglichkeit für individuelle Filmemacher.


Nach Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg wurde ein Großteil der amerikanischen Filmproduktion auf Propaganda umgestellt. Viele berühmte Filmschaffende, darunter Charlie Chaplin und Walt Disney, beteiligten sich an der Anti-Nazi-Propaganda.

 

In Europa ging der „sprechende Film“ hingegen andere Wege. Deutschland befand sich in den frühen 1930er Jahren in der Zeit der Neuen Sachlichkeit, weshalb der so berühmt gewordene expressionistische Film sein Ende fand. Große Erfolge feierte der Film Der blaue Engel (1930), der Marlene Dietrich zum Star werden ließ. Deutsche Tonfilme enthielten zunehmend sozialkritische Elemente, siehe z. B. M – Eine Stadt sucht einen Mörder (1931). Als Ursache dafür muss das Aufkommen des Nationalsozialismus gesehen werden. Während des Krieges stagnierte die deutsche Filmproduktion, mit Ausnahme von Propagandafilmen vor allem von Leni Riefenstahl.

Frankreich brachte eine Reihe von Filmen hervor, die man heute dem poetischen Realismus zuschreibt. Bedeutendster Regisseur dieser Stilrichtung war Jean Renoir, sein Lieblingsschauspieler war Jean Gabin.